Die Christuskirche – Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Erda – ist in einem zentral gelegenen, geschichtsträchtigen Gebäude in Hohenahr-Erda beheimatet. Mit diesem Gebäude verbinden viele Ortsbewohner eine Jahrzehnte lange Geschichte der positiven wirtschaftlichen Entwicklung – denn das war der Beitrag der Zigarrenfabrik Rinn & Cloos 1905-1991 zum materiellen Wohlstand in unserem Ort.
Unser Wunsch ist, dass dieses Gebäude auch weiterhin eine bedeutende Rolle im Leben des Ortes spielen wird. Unsere Hoffnung und unser erklärtes Ziel ist es, dass das Gebäude mit den Menschen, die es füllen, dem Ort mehr geben wird als wirtschaftlichen Segen: Die ehemalige Zigarrenfabrik soll zu einem Ort der gelebten Nächstenliebe werden, zu einer Stätte der Begegnung zwischen Mensch und Mensch sowie zwischen Mensch und Gott.
Er, der Geber aller guten Gaben, hat den gesamten Menschen im Blick. Er gibt weit mehr als kurzen Genuss mit Folgen. Durch Jesus Christus gibt er das ewige Leben. Diesen lebendigen Gott kennen zu lernen laden wir Sie herzlich ein.
Ludwig Rinn (1870-1958), der eine kaufmännische Lehre in der Heuchelheimer Zigarrenfabrik Busch &Mylius absolviert hatte, und sein aus Nidda stammender Partner, Holzhändler Heinrich Wilhelm Cloos (1856-1920), gründeten gemeinsam 1895 die Rinn & Cloos AG in Heuchelheim bei Gießen. Die alleinige Firmenleitung lag von Anfang an bei Ludwig Rinn.
Der Betrieb war von den 1920er Jahren bis in die 1950er Jahre der größte Tabakwarenhersteller in Deutschland mit Zeitweise 5000 Mitarbeitern. Seit 1905 bis zum 31.03.1991 bestand eine Niederlassung der Zigarrenfabrik Rinn & Cloos in Erda. Das zentral liegende Gebäude an der Frankenbacher Straße wurde 1907 erbaut.
In dieser Zeit haben hier viele, vor allem Dorffrauen eine willkommene Verdienstmöglichkeit gefunden und somit ihre Haushaltskassen aufgebessert. Für die meisten von ihnen war das damals die einzige Möglichkeit, Erwerbstätigkeit und Familie unter einen Hut zu bringen, zumal ein großer Teil der Produktion in Heimarbeit entstand. Viele Ortsansässige, ihre Mütter, Großmütter oder Schwiegermütter können sich noch gut an diese Zeit erinnern. Manche – so erzählt man sich das im Dorf – waren so flink, dass sie fast den Maschinen Konkurrenz gemacht haben.
Die Zigarrenproduktion verlor zunehmend an Bedeutung, als sich der Trend im Tabakwarenkonsum weg von der Zigarre hin zur Zigarette abzeichnete. 1991 wurde die Firma an den Mitbewerber Dannemann verkauft und 1992 endgültig geschlossen.
Anfänge der Gemeinde
Im 19. Jahrhundert war die evangelische Theologie stark von den Ideen der Aufklärung und des Rationalismus, d.h. des Vernunftglaubens, geprägt. Die Notwendigkeit einer echten persönlichen Hinwendung zu Jesus Christus sowie die wichtigsten christlichen Glaubensüberzeugungen wurden von vielen Theologen vernachlässigt oder gar in Frage gestellt. Übrig blieben religiöse Traditionen ohne Substanz. Das ließ viele Menschen mit einem Sinnvakuum zurück, und so begaben sich viele auf die Suche nach dem lebendigen Gott und seinem Wort. Seit den 30er-Jahren des 19, Jahrhunderts entstanden in Deutschland zahlreiche Freikirchen, darunter die ersten Baptistengemeinden. Weil diese Gläubigen sich nur aufgrund ihres Glaubens taufen ließen und die Kinder- und Säuglingstaufe ablehnten, nannte man sie „Baptisten“ („Täufer“).
Erste Taufe in Hessen, in der Lahn bei Marburg. Gottesdienste werden privat in den Häusern oder Wohnungen abgehalten, nach dem Vorbild der urchristlichen Gemeinden. Immer mehr „Stubenversammlungen“ entstehen in der Folge auch in den umliegenden Ortschaften.
Verfolgung seitens des Staates und der Staatskirche setzte ein: Amtsenthebungen, Geldstrafen und Besitzpfändungen, Inhaftierungen und Zwangstaufen der Säuglinge.
Trotz Verfolgung kommen zahlreiche Menschen im Umland, auch im Kreise Gießen und dem heutigen Lahn-Dill-Kreis zum lebendigen Glauben und lassen sich taufen.
Das erste Gemeindehaus in Hassenhausen
Erste Erdaer lassen sich in Hassenhausen taufen. Es folgen immer mehr Erdaer und Frankenbacher. Zu den Gottesdiensten trifft man sich in den „Stuben“, zu gemeinsamen Gottesdiensten läuft man nach Hassenhausen.
Erstes Gemeindehaus in Erda, Grüner Weg. Erda und Frankenbach werden gemeinsam als Zweiggemeinde von Hassenhausen geführt.
Erda und Frankenbach werden zu Zweiggemeinden der evangelisch-freikirchlichen Gemeinde Gießen.
Bedingt durch den Zuzug von Russlanddeutschen werden in den 1990er-Jahren die Gemeinderäume zu klein. So trifft man sich eine Weile in den Räumen der Dünsberg-Schule Erda. Dazu kommt der Wunsch der Gemeindeglieder, mehr Menschen für den Glauben an Christus zu erreichen, und so wird die Notwendigkeit der räumlichen Vergrößerung immer deutlicher.
Nach zahlreichen Überlegungen fällt die Wahl auf das zentral liegende Gebäude der Zigarrenfabrik von Rinn und Cloos. Bedenkt man, dass die Mehrzahl der Frommen des 19. Jahrhunderts bewusste Nichtraucher waren, mag es wie göttlicher Humor anmuten, dass ausgerechnet eine Zigarrenfabrik zur Kirche werden sollte.
Das Gebäude der Zigarrenfabrik wird erworben und die Vorbereitungen zu Umbaumaßnahmen des zweiteiligen Baus nehmen ihren Lauf.
Der alte Gebäudeteil wird abgerissen und neu aufgebaut; der neuere Teil umfassend umgebaut. Entstehen sollte ein Kirchenraum mit 250 Sitzplätzen und Empore samt Bistro, Teeküche, mehreren Gruppenräumen, Behinderten-WC und Lift für Gehbehinderte
sowie im Untergeschoss ein Jugendraum, ein Speise- und Festsaal mit Teeküche und weiteren Sanitärräumen; dazu drei Wohneinheiten zur Vermietung.
Zu Ostern 2003 wird das neue Gemeindehaus im Kellergeschoss bezogen. Die Bauarbeiten gehen im Erdgeschoss und Obergeschoss weiter, die Wohnungen werden ausgebaut.
Die Gemeinde wird selbstständige Gemeinde im Bund Evangelisch Freikirchlicher Gemeinden KdöR
Ostern 2013 wird die erste Taufe im neuen Baptisterium der Gemeinde vollzogen; Gottesdienste finden ab dem Ernte-Dank-Fest im großen Saal im Erdgeschoss statt.
April: Offizielle Einweihung des Gemeindehauses.
Es soll den Namen „Christuskirche“ tragen, denn um Jesus Christus und die gute Nachricht von ihm soll es in diesem Haus gehen.